Pedikulozide

Der Begriff Pedikulozid bezeichnet allgemein Mittel, um Kopfläuse zu behandeln. Im Wesentlichen lassen sich dabei neurotoxische Behandlungsmethoden von physikalischen Maßnahmen unterscheiden.

Nach der Anwendung eines Pedikulozids werden Läuse mit einem Kamm aus dem Haar entfernt

Pedikulozide sind in verschiedensten Zusammensetzungen und Darreichungsformen erhältlich, etwa als

  • Shampoo
  • Spray
  • Lotion
  • Creme
  • Tinktur
  • Schaum

Grundsätzlich bekämpfen Pedikulozide Läuse und Läuseeier (Nissen), sie unterscheiden sich jedoch in ihrer Wirkweise. Die physikalische Behandlung blockiert die Atmung der Parasiten durch Verstopfung der Atemwege. Dabei wird auf neurotoxische Inhaltsstoffe verzichtet. Bei neurotoxischen Pedikuloziden wirkt das enthaltene Nervengift auf die Läuse.

Neurotoxische Präparate sind nicht immer wirksam

Die Behandlung mit neurotoxischen Mitteln erfolgt durch Nervengifte, die das Nervensystem der Parasiten angreifen und diese dadurch abtöten. Zum Einsatz kommen dabei sogenannte Pyrethrine, das sind Insektizide, die in der Natur vorkommen und von Chrysanthemen (aus China stammende Zierpflanze) gebildet werden. Das Nervengift lässt sich aus den Chrysanthemen gewinnen und kann dann als Pyrethrumextrakt zur Läusebekämpfung eingesetzt werden. Von diesem natürlichen Stoff abgeleitet sind die synthetisch hergestellten Pyrethroide, die ähnliche Eigenschaften aufweisen. Hierzu zählen etwa Allethrin und Permethrin.


Allerdings können einige Wirkstoffe auf Pyrethrin-Basis von einigen Kopflausstämmen abgebaut werden. Sie reagieren nicht mehr auf das Insektizid – sie sind also resistent geworden. Aus diesem Grund werden solchen Präparaten bisweilen Zusatzstoffe beigegeben, um die Wirksamkeit der Insektizide wieder zu erhöhen. Diese Zusätze wirken dabei selbst nicht insektentötend. Indem sie aber die Entgiftungsfähigkeiten der Kopflaus hemmen, verlangsamen sie den Abbau des eigentlichen Nervengifts im Körper der Laus. Dieses Verfahren verbessert zwar die Wirkung wieder, löst aber nicht das ursächliche Problem der neurotoxischen Wirkstoffe: die wachsende Zahl resistenter, widerstandsfähiger Kopfläuse. Außerdem können diese Zusatzstoffe teils schwere Nebenwirkungen hervorrufen.

Physikalische Behandlung: Die Alternative zum Nervengift

Aufgrund diverser Resistenzbildungen – teilweise können sogar innerhalb eines Haushalts unterschiedlich resistente Kopfläuse auftreten – wird in den letzten Jahren vermehrt auf physikalische Methoden zur Läusebekämpfung gesetzt. Die physikalische Behandlung funktioniert, indem kriechfähige, dünnflüssige Substanzen auf die Läuse aufgetragen werden, die deren Atemwegssystem (Tracheen) verstopfen. Die bei diesem Verfahren gängigen Dimeticone dringen in die Atemlöcher der Läuse ein, verdrängen dort den Sauerstoff und die Läuse ersticken.

Warnung vor radikalen Methoden

Obwohl es keinen Zusammenhang zwischen dem Auftreten der Kopflaus und mangelnder Körperhygiene oder Sauberkeit im Haushalt gibt, nehmen manche Betroffene den Läusebefall immer noch als soziales Stigma wahr. Um den als beschämend empfundenen Gang in die Apotheke oder zum Arzt zu vermeiden, wird zur Läusebekämpfung bisweilen sogar zu gefährlichen Methoden gegriffen. 


Definitiv wirkungslos sind Saunabesuche und langes, heißes Föhnen. Auch die Wirksamkeit von Alkohol als Hausmittel ist nicht belegt und der Einsatz birgt Risiken wie Reizungen der Kopfhaut und versehentlichen, schmerzhaften Augenkontakt. Auf gar keinen Fall sollte eine Kopflausbehandlung mit Benzin durchgeführt werden, selbst wenn damit in der Vergangenheit angeblich immer wieder Erfolge erzielt worden seien. Bei Hautkontakt können große Mengen hochgiftigen Benzols aufgenommen werden, was zu schweren Vergiftungen führen kann. Da bei einer Kombination aus physikalischer Behandlung mit einem Silikonöl und der Verwendung eines Läusekamms sehr gute Resultate erzielt werden, sind solche Formen der Selbsttherapie überflüssig. Auch die jahrzehntelang als letzte Konsequenz im Raum stehende Option „Haare abrasieren“ gilt heutzutage als obsolet.